Selbst einen KNX-Prototyp aufzubauen, ist in jedem Fall eine gute Idee. Sie können damit bereits lange vor dem „Ernstfall“, also vor der eigentlichen Installation, beginnen und wertvolle erste Erfahrungen sammeln. Außerdem benötigen Sie die im Prototyp eingesetzten Geräte ebenso für den späteren echten Aufbau. Sehen wir uns also an, wie ein KNX Testaufbau aussieht
Erste KNX-Schritte mit einem KNX Testaufbau
Der Prototyp wird auf einer Standard-35-mm-Hutschiene aufgebaut, wie sie auch im Stromkreisverteiler verwendet wird, und stellt bereits ein funktionierendes KNX-System dar. Die Spannungsversorgung (links) versorgt den gesamten Bus über das schwarz-rote Adernpärchen der (vieradrigen) KNX-Leitung. Die Buskommunikation aller Teilnehmer untereinander verläuft ebenso über diese beiden Adern. Bei der KNX-Busspannung handelt es sich um 30 V DC mit SELV-Eigenschaften (Safety Extra Low Voltage), sie ist also ungefährlich. Anders hingegen sieht es mit der 230-V-Zuleitung für das KNX-Netzteil aus, hier achten Sie bitte ganz besonders auf die Sicherheit.
Verdrahtung der KNX Geräte
Vom Netzteil (links) werden zwei weitere Geräte versorgt, ein KNX-IP-Interface (Mitte, hier: das Enertex KNX/IP Interface), über das zum einen der Bus parametriert wird und zum anderen die Anbindung an die Ethernet-Netzwerkwelt erfolgt, sowie ein Schaltaktor (rechts), der für die Ansteuerung von elektrischen Verbrauchern (Beleuchtung, Steckdosen usw.) eingesetzt wird. Das ansonsten im KNX-System unbelegte weiß-gelbe Adernpaar wird in diesem Fall ausnahmsweise für die Zusatzversorgung der IP-Schnittstelle verwendet. Die dazu notwendige Spannung (wiederum 30 V DC) kann von einem beliebigen Netzteil stammen, wird aber oft von dem zweiten Spannungsausgang des KNX-Netzteils abgegriffen. Bitte verwechseln Sie die beiden Ausgänge nicht, sondern beachten Sie, dass nur Ausgang 1 für den KNX-Bus verwendet werden darf. Wie die drei Geräte über das schwarz-rote Adernpaar verbunden werden, ist fast egal. Weder die Reihenfolge noch die Abzweigungen spielen eine Rolle. Einzig und allein einen geschlossenen Ring müssen Sie vermeiden.
Vom richtigen Umgang mit KNX-Leitungen
Dass es genau diese grüne Leitung (Empfehlung: 100 Meter Ring) sein muss, hat seinen Grund (siehe dazu Das umfassende Handbuch, Kapitel 20.1 – Leitungsmaterial). Wie gehen Sie nun bei der Verkabelung der KNX-Geräte über das grüne Buskabel am besten vor? Sie benötigen dazu nur minimalen Werkzeugeinsatz: einen Kabelentmantler zur Entfernung des Leitungsmantels und einen kleinen Seitenschneider (oder eine Abisolierzange) zur Abisolierung der Einzeladern.
Entfernen Sie – wie die Abbildung zeigt – zuerst den Mantel der KNX-Leitung mit dem Kabelentmantler und schneiden Sie die Metallfolie sowie den Beilaufdraht ab. Ein KNX-Busteilnehmer benötigt nur die rote und die schwarze Ader, also schneiden Sie die gelbe und die weiße Reserveader ebenfalls mit dem Seitenschneider ab. Rot und Schwarz isolieren Sie ab und stecken die Enden in die KNX-Busklemme (Typ: Wago Serie 243, hier als 50 Stück Packung, siehe Buch, Abschnitt 20.4.3, »MICRO-Verbindungsdosenklemmen«).
Durch Aufstecken der Mikroklemme auf das KNX-Gerät stellen Sie nicht nur dessen Busverbindung her. Die Klemme dient auch dazu, bis zu drei weitere KNX-Leitungen anzuschließen, und ist das Mittel der Wahl für alle Arten von KNX-Durchkontaktierung.
In der Abbildung erkennen Sie, dass am mittleren Gerät (IP-Interface) die Verbindung sowohl zum Netzteil (links) als auch zum Schaltaktor (rechts) geklemmt ist. Im Verteilerschrank ergibt es in der Regel wenig Sinn, auch das gelb-weiße Adernpärchen durchzuverbinden, daher schneiden Sie es direkt ab. Eine Ausnahme ist, wie im Beispiel gezeigt, die Hilfsspannung des KNX-Netzteils. Vielleicht fragen Sie sich, welchen Sinn das weiß-gelbe Adernpaar überhaupt hat. In erster Linie sind es zwei Reserveadern, die Sie benutzen können, um beispielsweise eine zweite KNX-Linie aufzubauen, eine Hilfsspannung zu führen oder sogar einen ganzen 1-Wire-Bus damit zu realisieren.
Die Wago-Klemmen-Serie 243 enthält dafür, farblich passend, auch weiße und gelbe Mikroklemmen. Es empfiehlt sich, an Klemmenstellen in Unterputzdosen, z. B. hinter KNX-Tastern oder Präsenzmeldern, alle vier Adern immer mit den passenden Klemmen durchzukontaktieren. Somit vermeiden Sie bei einer späteren Erweiterung das nochmalige Öffnen der Installationsdose.
Achten Sie bei Ihren Arbeiten mit KNX-Leitungen unbedingt darauf, dass Sie den grünen Mantel nicht zu weit entfernen. Die rot-schwarzen Adern ohne Mantel dürfen nicht näher als 4 mm an 230-V-Leitungen heranreichen.
Tipp: Das Lösen der Wago Mikroklemmen
Eine KNX-Ader lässt sich nicht so ohne Weiteres wieder aus der Wago-Mikroklemme herausziehen, was ja auch der Sinn dahinter ist. Mit ein bisschen Übung bekommen Sie aber auch das hin. Halten Sie die Klemme mit einer Hand fest und nehmen Sie eine Einzelader zwischen Daumen und Zeigefinger der anderen Hand. Drehen Sie die Ader hin und her und ziehen gleichzeitig dabei. Nach vier oder fünf Drehbewegungen löst sich die Ader.
Empfehlung: Werkzeug und Material für den KNX Testaufbau
Nicht nur für den KNX Testaufbau, sondern auch für sämtliche weiteren Elektro-Arbeiten im Smart Home sind folgende Werkzeuge empfehlenswert:
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Danke für die super Beschreibung. Allerdings habe ich noch zwei Fragen.
Wieviel muss das KNX-Buskabel abisoliert werden um richtig in die WAGO-Busanschlussklemmen zu passen? 5mm oder mehr?
Die WAGO-Busanschlussklemmen haben ja jweils vier Steckplätze. Wenn ich dort zwei Kabel verbinde ist es egal, ob ich z.B. die oberen beiden nehme oder die obere und untere?
Hallo Simon,
sehr gerne geschehen.
Du meinst, wieviel du den grünen Mantel abisolieren musst? Ich würde sagen, so ca. 2 cm, damit du noch genügend Spiel hast.
Bei den Einzeladern müssten es ca. 6-7 mm sein.
Ja, es ist egal, welche der 4 Kontakte du verwendest. Wichtig ist nur die Trennung zwischen rot und schwarz.
Beste Grüße und frohe Weihnachten,
Stefan
Hallo zusammen,
nur eine kleine Anekdote dazu von mir:
Wenn Stefan schreib „lange vor dem “Ernstfall”“…dann meint er das auch so… Das erste was unsere Familie und all unsere Freunde von unserem Haus, ja noch vor dem Grundstückskauf, zu sehen bekamen war …Trommelwirbel… der KNX-Prototyp. Stolz wurde er präsentiert und vorgeführt.
Glücklicherweise hatte ich damals noch keine Ahnung was DAS für mich noch bedeuten wird ;-) Stichwort „Leerrohre legen und Kabel einziehen“. Aber auch keine Vorstellung davon was für einen Spaß mir dieses, aus einem KNX-Prototypen entstandene, smart Home einmal bringen wird.
Grüße
Andrea